Davy Dhû

Am Abend kam der Graf nach Haus,
rief: »Tochter, hör mir zu!«
Als sie nicht kam, fand er heraus:
Sie ging mit Davy Dhû.
»O sattelt mir mein schnellstes Roß,
bringt mir mein Schwert im Nu!
Ich reite fort, ich reite los,
und finde Davy Dhû!«

Nacht und Tag lang ritt der Graf,
bis daß der Abend graute
und bis er seine Tochter traf,
die gerad ein Lager baute.
Der Graf saß steif dort wie ein Brett
und glaubt nicht, was er schaute:
Sein Mädchen legte sich zu Bett
im kargen Heidekraute.

»Tochter, Tochter, komm mit mir,
daheim sind weich die Kissen!
Den Schmuck aus Gold und aus Saphir,
den wirst du schnell vermissen.
Der schwarze Davy ist ein Tier,
verdreckt und abgerissen.
Er hat kein Herz, und glaub es mir,
er hat auch kein Gewissen.«

»Was bringt mir mein Edelstein?
Was bringt mein Bett aus Seide?
Was bringen Gold und Geld allein,
wenn ich im Herzen leide?
Mein Davy ist ein feiner Mann,
mehr wert, als dein Geschmeide.
Ich bin so froh, wie man nur kann,
und schlafe auf der Heide.«

»Hier, nimm meinen goldnen Ring,
hier, nimm meine Krone.
Hier, nimm jedes dumme Ding,
ich lebe lieber ohne.
Wie du bettelst läßt mich kalt,
ich trotze nicht aus Hohne.
Mit Davy wohn ich hier im Wald
– und bald mit unsrem Sohne.«

Wütend ritt der Graf zurück,
er sah die Maid nicht wieder.
Denn die genoß ihr Liebesglück,
die Burg war ihr zuwider.
Kommt man in den Wald hinein
und blüht der wilde Flieder
dann sitzt sie nachts im Feuerschein
und singt mit Davy Lieder.

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Das Lied im Chordpro-Format

Deutsche Fassung © 1997 by Thesilée
Übertragung des Lieds »Black Jack Davy« (trad)