Schattenreiter

Mein Liebster, er hat mich verlassen
und ist an meiner Seite doch stets als mein Mann.
Der er nun ist, den kann ich nicht hassen,
Weil man das, was nicht lebt, hassen, lieben nicht kann.
Schwarzer Bann hält die Seele gefangen,
hält die Seele gefangen in schimmerndem Stein.
Ach, wär ich doch nur mit ihm gegangen!
Als er ging, doch ich ging nicht, nun bin ich allein.

Und er reitet all Nacht mit den Schatten
und dann singt er sein Lied mit dem Wind, wenn er singt
von den Träumen, die wir damals hatten –
ganz allein mit der Nacht, von Schatten umringt.

Ich gehe den Zauber zu brechen
mit dem Stein in der Hand, der mein Liebster einst war.
Ich will mit dem Zauberer sprechen
der den Mann mir verwandelt vor Tag und vor Jahr.
Ach, ich weiß, er hat selbst so entschieden:
Aus der Angst vor dem Tod, aus der Angst vor der Zeit –
zwar hat er so das Sterben vermieden.
doch er kannt nicht den Preis, und er kennt nicht mein Leid.

Und er reitet all Nacht mit den Schatten
und dann singt er sein Lied mit dem Wind, wenn er singt
von den Träumen, die wir damals hatten –
ganz allein mit der Nacht, von Schatten umringt.

»Gute Frau, was du sagst, rührt mein Herz an,
was dich treibt, ist die Liebe, das fühl ich genau,
keine Macht ist’s, die das kann, was Schmerz kann,
und wer soll mich bekehrn, als die liebende Frau?
Gerne würde ich dich mit ihm vereinen
doch mich bindet mein Schwur, denn ich gab ihm mein Wort.
Ach, da nützt auch kein Klagen, kein Weinen –
denn ich kann dir nicht helfen, nur scher dich hinfort.«

Und er reitet all Nacht mit den Schatten
und dann singt er sein Lied mit dem Wind, wenn er singt
von den Träumen, die wir damals hatten –
ganz allein mit der Nacht, von Schatten umringt.

Und er blickt mir nochmals in die Augen
und spricht: »Sag, deine Liebe, kennst du ihren Preis?«
Ich fühl ihn mir das Leben aussaugen
doch ich nicke nur, weil ich die Antwort schon weiß.
Dann bin ich auf der anderen Seite
Es ist schwarz, tief im Stein, wo die Sonne nie scheint
Und ich fühle sein Herz in der Weite
und ich bin, wo ich bin, mit dem Liebsten vereint.

Und wir reiten all Nacht mit den Schatten
und wir singen das Lied mit dem Wind, wenn er singt
von den Träumen, die wir damals hatten –
nur wir zwei, mit der Nacht, von Schatten umringt.

Das Lied mit Akkorden als PDF
Das Lied im Chordpro-Format

Text und Melodie © 2005 by Thesilée